Maschinenhalle im Kraftwerk am Proviantbach ©Martin Augsburger/Stadt Augsburg
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Kraftwerk am Proviantbach

Das 1923 in Betrieb genommene Kraftwerk gehörte wie jene am Stadtbach und an der Wolfzahnau zunächst zur Baumwollspinnerei. Ein erstes Kraftwerk hatte sich an seiner Stelle schon 1858 befunden. Im Neubau, im nüchternen Stil der Industriearchitektur dieser Zeit, sind noch die Turbine und der Generator aus den frühen 1920ern zu finden.

Baugeschichte und Beschreibung
  • Wasserkraftwerksbau, bis heute in Betrieb
  • am Proviantbach zwischen Stadtbach und Lech
  • Augsburg, Bleich und Pfärrle, Stadtbachstraße 9
  • Verlegung des Proviantbachs und Errichtung eines ersten Kraftwerks 1858
  • Errichtung des heutigen Kraftwerks 1921-1923
  • Ergänzung um einen zweiten Maschinensatz 2011
  • Kraftwerke am Stadtbach, Wolfzahnau und Proviantbach gehörten ursprünglich zur Baumwollspinnerei am Stadtbach
  • Massivbau mit Flachdach über rechteckigem Grundriss
  • verputzte Fassaden
  • rechteckige Stahlsprossenfenster (paarweise in Dreiergruppen angeordnet)
Messinstrumente im Kraftwerk am Proviantbach ©Martin Augsburger/Stadt Augsburg
Messinstrumente
Kraftwerk am Proviantbach ©Martin Augsburger/Stadt Augsburg
Kraftwerk am Proviantbach ©Martin Augsburger/Stadt Augsburg
Verwendung und Zweck
  • Proviantbach fließt über 4400m im Osten Augsburgs und geht aus Hanrei- und Herrenbach hervor
  • heutiger Verlauf erst um 1858 festgelegt, um neues Kraftwerk zu ermöglichen
  • Kraftwerk am Proviantbach als fünftes und letztes Kraftwerk der Baumwollspinnerei am Stadtbach
  • Unterbringung der Schaltzentrale für den gesamten Stromverbrauch der Anlage
  • Generator in Maschinenhalle im Südteil
  • zweigeschossige Halle im Nordteil
  • zwei Einläufe, heute nur einer genutzt
  • seitlich geführter Schusskanal
  • Fallhöhe ca. 5,10 m, 14 Kubikmeter Wasser pro Sekunde
  • technische Ausstattung:
    • eine Francis-Turbine von 1922
    • ein Glockenschirmgenerator der Siemens-Schuckert-Werke von 1922
    • eine Kaplan-Turbine mit vertikaler Welle
    • ein Kössler-Generator von 2011
  • Kraftwerk als Objekt des UNESCO-Welterbes steht für:
    • Weiterentwicklung vom kleingewerblichen bis zum industriellen Maßstab
    • Weiterentwicklung vom einfachen Wasserrad zur hocheffektiven Turbine
    • frühe Ablösung der mechanischen Übertragungen der Wasserkräfte in der Region durch die Elektrifizierung
    • frühe Ablösung der ortsnahen Wasserkraftnutzung und Elektrizitätserzeugung durch dezentrale Laufwasserkraftwerke
    • Nutzung regenerativer Energien kommt Umwelt zugute,
    • "Augsburger Tradition“ der Nachhaltigkeit als globales Vorbild
Authentizität und Alleinstellungsmerkmale
  • 2006 von der Firma Dierig verkauft
  • 2011 modernisiert (Einsatz einer Kaplan-Turbine in bis dahin ungenutzten, leerstehenden Einlauf)
  • Erhalt der funktionslosen, historischen Anlagen (z.B. des seltenen Schirmglockengenerators von 1923)
  • Schaltzentrale und damit Überwachungsstelle des Stromverbrauchs der Baumwollspinnerei am Stadtbach, erinnert als letzter bestehender Bau an längst abgebrochenes „Fabrikschloss“
  • Vermittlung der technischen Entwicklung an einem sehr gut erhaltenen, beispielhaften Wasserkraftwerk