Trinkwasser für alle
Die Versorgung mit reinem Trinkwasser hatte großen Anteil an der frühneuzeitlichen Entwicklung der Stadt. Es wurde seit dem 15. Jahrhundert über die Wasser- und Brunnenwerke in die Oberstadt gepumpt. Der Baumeister Elias Holl setzte um 1600 zudem mit dem Bau der Stadtmetzg neue Maßstäbe in Sachen Hygiene. Im 18. Jahrhundert perfektionierte der Brunnenmeister Caspar Walter die Technik der Wassertürme.
4. Wasserwerk am Roten Tor
5. Unteres Brunnenwerk
6. Brunnenwerk am Vogeltor
7. Augustusbrunnen
8. Merkurbrunnen
9. Herkulesbrunnen
10. Stadtmetzg
Das historische Rohrsystem Augsburgs
Die Wasserleitungen, aus sogenannten Deicheln, bestanden hauptsächlich aus Holz. Lediglich die Verbindungsstücke waren Metallmanschetten.
Über ein weit verzweigtes und hoch komplexes System von Rohrleitungen wurden die Brunnen in der Oberstadt mit frischem Trinkwasser versorgt. Zu diesen Brunnen zählten auch die drei Monumentalbrunnen in der Maximilianstraße: der Augustusbrunnen, der Merkurbrunnen, der Herkulesbrunnen.
Der Erfindergeist der Augsburger Brunnenmeister sorgte seit dem 15. Jahrhundert immer wieder für Staunen in ganz Europa. Ein wichtiger Grund hierfür war etwa die geniale Idee, Wasser mit Wasserkraft zu fördern.
Von hier aus wurde das benötigte Wasser über Kolbenpumpen und das Prinzip der "Kommunizierenden Röhren" in den oberen Teil der Stadt gepumpt.
Im frühen 15. Jahrhundert wurde der Große Wasserturm zunächst aus Holz, später auch aus Stein erbaut. Einige Jahrzehnte danach deutete sich bereits an, dass dieser Bau an seine Grenzen stoßen würde. Um weiterhin für genügend Trinkwasser in der Stadt sorgen zu können, wurde dann um 1470 der Kleine Wasserturm erbaut und über die Jahre immer wieder aufgestockt.
Der Bedarf an frischem Wasser stieg durch die wachsende Bevölkerung Augsburgs weiter an. Zudem entstanden die Monumentalbrunnen der großen niederländischen Bildhauer Adriaen de Vries und Hubert Gerhard. Da diese zum Teil auch der öffentlichen Trinkwasserversorgung dienten, kam das Wasserwerk am Roten Tor an sein Limit. Deshalb entstand mit dem Kastenturm am Roten Tor im Jahr 1599 ein zusätzlicher Wasserturm, eigens für die Versorgung der Monumentalbrunnen.
Das Untere Brunnenwerk und das Brunnenwerk am Vogeltor trugen einen entscheidenden Teil dazu bei, dass die Wasserversorgung Augsburgs reibungslos funktionierte.
Unteres Brunnenwerk
Das zweitgrößte Wasserwerk der Stadt wurde um das Jahr 1500 im Augsburger Domviertel errichtet. Es war für die Wasserversorgung der Bischofsresidenz und des ganzen Domviertels zuständig.
Wasser- und Brunnenwerke waren die Orte, an denen über die Jahrhunderte die großen technischen Entwicklungen bei der Wasserversorgung zum Einsatz kamen. Dies reichte von den ersten Archimedischen Schrauben über die Kolbenpumpen bis hin zu modernen Turbinen.
Viele der weit über die Grenzen Augsburgs bestaunten Innovationen wurden von Augsburgs bedeutendstem Brunnenmeister Caspar Walter (1701-1769) entwickelt. Einige der Modelle seiner wegweisenden Erfindungen können heute noch in der einzigartigen Modellkammer des Maximilianmuseums besichtigt werden.
Die drei Monumentalbrunnen zeigen die wohl schönste Seite des Augsburger Wassersystems und locken Jahr für Jahr viele Besucher aus aller Welt in die Stadt. Kein Wunder, gibt es ein Ensemble dieser Art so nur in Augsburg.
Er ist der älteste der drei Brunnen und verleiht dem Rathausplatz südländisches Flair. Er wurde zwischen 1589 und 1594 vom Bildhauer Hubert Gerhard im Stil des Manierismus erschaffen.
Die beiden prächtigen Brunnen aus der Zeit um 1600 wurden vom niederländischen Künstler Adriaen de Vries geplant. Sie sind manieristische Kunstwerke von europäischem Rang.
Viele bezeichnen sie als die schönste Fleischerei der Welt – die Stadtmetzg. Ein einzigartiges Bauwerk zwischen Schönheit und praktischem Nutzen.
Die Augsburger Stadtmetzg
Kaum jemand würde bei diesem schönen Anblick vermuten, dass sich hinter der herrlichen Renaissance-Fassade die Stadtfleischerei Augsburgs verbarg.
Augsburgs Stadtwerkmeister Elias Holl schmückte den Funktionsbau mit einer repräsentativen Renaissancefassade aus. Errichtet wurde die Stadtmetzg zwischen 1606 und 1609 über einem Lechkanal. Mit seinem Bauwerk löste Elias Holl gleich zwei hygienische Probleme dieser Zeit, die andernorts in der Fleischverarbeitung auftraten. Das Wasser, dass das Gebäude durchfloss, kühlte zum einen das Fleisch und machte es somit länger haltbar. Zum anderen konnten anfallende Abfälle über eben diesen Lechkanal entsorgt werden.