Die Augsburger Stadtmetzg ©Martin Augsburger/Stadt Augsburg
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Stadtmetzg

Das Gebäude wurde 1609 von Elias Holl errichtet und diente als städtische Fleischerei. Das Besondere war die innovative Verwendung von Kanalwasser: Der Vordere Lech wurde durch den Keller der Stadtmetzg geleitet, um dadurch das Fleisch zu kühlen und die Abfälle zu entsorgen.

Baugeschichte und Beschreibung
  • Stadtmetzgerei mit repräsentativer Renaissancefassade
  • Augsburg, Innenstadt, Metzgplatz und Hinter der Metzg
  • Errichtung 1606-1609
  • Einzug der Reichsstädtischen Kunstakademie in die Obergeschosse 1712
  • Einstellung der Metzgereifunktion 1850
  • Brand und Umbau zum Sozialamt 1930
  • Brand und Rekonstruktion 1944
  • Baumeister Elias Holl
  • Bronzenes Stadtwappen: Bildhauer Hans Reichle, Gießer Wolfgang Neidhardt
  • 126 Verkaufsflächen im Erdgeschoss, Zunfts- und Amtsstuben in Obergeschossen
  • strenge horizontale Gliederung der Hauptfassade, oberer Abschluss durch getreppten Giebel, Abmilderung durch konkave Elemente, Voluten und dreieckigem Abschluss
  • unterschiedliche Gestaltung der Geschosse bzw. Fenster (1.OG: Dreiecksgiebel, 2.OG: dorisches Fries und Gesims, 3.OG: Segmentgiebel)
  • zwei Portale im EG mit flankierenden Pilastern, darauf Stierschädel-Kapitelle, rustizierte Gebäudeecken, bronzenes Stadtwappen auf Mittelachse im 3.OG
  • neues Zunftgebäude der Metzger prachtvoll und dennoch nüchtern-schlicht, damit Orientierung an den umgebenden Handwerkerhäusern
Stierschädel an der Fassade der Stadtmetzg
Stierschädel an der Fassade der Stadtmetzg
Die Keller werden heute vom Amt für Soziale Leistungen zur Aktenablage genutzt
Stadtmetzg ©Martin Augsburger/Stadt Augsburg
Verwendung und Zweck
  • zentrale Metzgerei der Reichsstadt Augsburg, Schlachthaus in unmittelbarer Nähe errichtet
  • Vorgängerbau am Rathausplatz
  • Umzug ermöglichte repräsentative Aufwertung dieses zentralen städtischen Platzes
  • Neubau von Elias Holl als Teil dessen städtebaulichen Programms
  • nüchterne Formensprache und Ornamentlosigkeit als Symbiose der italienischen Renaissance mit den lokalen Gegebenheiten und Bautraditionen
  • aufwändige Errichtung aufgrund der Integrierung eines Kanals in das Untergeschoss
  • Verschalung und Begradigung dieses Wasserlaufs diente der Kühlung des dort zerlegten und gelagerten Fleisches sowie der Entsorgung der anfallenden Abfälle
  • innovative Meisterleistung der Technik und Architektur, dadurch Ruf als modernste Fleischerei im Europa des 17. Jhd.
  • Stadtmetzg von Elias Holl mit ihrer frühen Form der Kühlung als technische Innovation, Adaption eines Lechkanals in der Altstadt, kam Metzgerzunft und allen Bürgern Augsburgs zugute und begünstigte Entwicklung von Handel und Gewerbe
  • architektonisch und künstlerisch qualitätsvolle Repräsentation des Wassersystems und Teil des umfangreichen „Stadtbauprogramms“ der Stadt Augsburg um 1600 unter Elias Holl
Authentizität und Alleinstellungsmerkmale
  • historische Innenräume und Gebäudeeinteilungen nicht erhalten
  • Rekonstruktion nach einem Brand 1944
  • Innenraumaufteilung lässt dennoch Verwaltungsbau erahnen
  • 2016 farbliche Anpassung der Fassade entsprechend den Gestaltungsabsichten Elias Holls
  • Verbindung von repräsentativer Renaissancearchitektur Elias Holls mit experimenteller, innovativer, damals modernster Hydrotechnik