Die Maschinenhalle im Wasserwerk am Hochablass ©Martin Augsburger/Stadt Augsburg
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Wasserwerk am Hochablass

Mit dem neuen Wasserwerk begann 1879 in Augsburg die moderne Wasserversorgung. Grundwasser ersetzte Quellwasser, Druckkessel lösten erstmals die alten Wassertürme ab. Das stellte neue hygienische und technische Standards für die Trinkwasserversorgung einer Großstadt auf.

Baugeschichte und Beschreibung
  • historisches Wasserwerk am Hochablass, heute Wasserkraftwerk (320.000 Personen im Versorgungsgebiet) und Technikmuseum
  • errichtet über dem Neubach zwischen Siebentischwald bzw. Stadtwald und Lech
  • Augsburg, Spickel-Herrenbach; Am Eiskanal 50 und Spickelstraße 31
  • direkte räumliche Nähe zu Hochablass und Eiskanal
  • Errichtung 1878-1879
  • Dampfmaschinen- und Kesselhaus von 1885
  • Verbindungsbau 1935
  • Stilllegung 1973
  • Architekt Karl Albert Gollwitzer
  • schlossartiges Brunnenwerk
  • erdgeschossiger verputzter Ziegelbau mit westlicher Zweiturmfassade und Portikus
  • im Stil des Spätklassizismus bzw. der Neorenaissance
  • aufwendige Gestaltung (Terrazzo-Boden, Schablonenmalerei, Schmuckbordüre, Ornamente im Maschinenraum, Ziergitter am Haupteingang)
  • Untergeschoss mit fünf Gewölben, vier davon über den Neubach
Wassereinlauf
Wasserwerk am Hochablass ©Martin Augsburger/Stadt Augsburg
Druckwindkessel ©Martin Augsburger/Stadt Augsburg
Druckwindkessel
Eingangsportal
Maschinenraum im Wasserwerk am Hochablass ©Martin Augsburger/Stadt Augsburg
Maschinenraum
Verwendung und Zweck
  • ab 1879 (damals erstmalige) Versorgung der gesamten Stadtbevölkerung mit hygienisch unbedenklichem Trinkwasser aus Grundwasser des Stadtwaldes
  • Ablösung des alten Wasserturmsystems (z.B. am Roten Tor)
  • Ersatz der hölzernen Wasserleitungen in der ganzen Stadt durch gusseiserne Rohre
  • vorausgehende, bahnbrechende Grundwasserforschung Max von Pettenkofers
  • maschinelle Ausstattung von der Maschinenfabrik Augsburg geliefert:
    • drei Pumpensysteme von 1879, mit je zwei doppelt wirkenden, liegenden Plungerpumpen
    • drei Vorwindkessel (Volumen 3 ½m3 )
    • vier Haupt-Druckwindkessel von 1897 (10m hoch, 1,75m Durchmesser, genietete Stahlplatten, Gesamtspeichervolumen von 90m3 , ersetzen Wasserturm)
    • Saugbassins und Zuleitung von 1879 und 1895
    • zwei Generatoren (ca. 1910)
    • eine Francis-Turbine (1910, heute Ausstellungsstück im Außenbereich)
  • Quellwasser wurde aus den Brunnen im Stadtwald mit zwei (im Notfall drei) Doppelkolbenpumpen gesaugt, dann in die zwei gusseisernen Bassins unter dem Maschinenhaus geleitet und von dort in das Trinkwassernetz gepresst
  • Druckwindkessel dienten als Pufferspeicher
  • Historisches Trinkwasserwerk am Hochablass als Monument des Ausbaus der modernen, hygienisch einwandfreien öffentlichen Trinkwasserversorgung im 19. Jahrhundert
  • damals erstmalige Versorgung des gesamten Stadtgebietes respektive aller Haushalte (samt Obergeschossen)
    • Max von Pettenkofers Forschungen von 1854 bedingten die frühzeitige Umsetzung neuerer Erkenntnisse zur Trinkwasserhygiene und nachfolgend die Arrondierung und langfristige Sicherung der natürlichen Grundlagen des Wasserreichtums
    • Pettenkofers Forschungen erfolgten parallel zur Weiterentwicklung der Wassernutzung vom kleingewerblichen bis zum industriellen Maßstab und vom einfachen Wasserrad zur hocheffektiven Turbine
    • roter Faden von Pettenkofers Forschungen und dem nachfolgenden Bau des Trinkwasserwerks am Hochablass bis zum gegenwärtigen, nachhaltigen Schutz des Wassereinzugsgebietes durch Rückbau von Ansiedlungen und Kontrolle der Landwirtschaft sowie naturnaher Rückgestaltung der Flüsse
  • Nachfolger des Brunnenwerks am Roten Tor, des Unteren Brunnenwerk und des Brunnenwerks am Vogeltor
  • direkte räumliche Nähe zum Hochablass und der Kanustrecke am Eiskanal
Authentizität und Alleinstellungsmerkmale
  • Baudenkmal und technische Ausstattung von 1879 fast vollständig erhalten, teils funktionsfähig
  • Restaurierung 1993-1994, Turbinen durch neue Ausführungen ersetzt, die der Stromerzeugung dienen
  • 2005 Einbau von drei Kaplan-Turbinen (nicht sichtbar, unter dem Gebäude),
  • laufender Unterhalt und Nutzung durch die Stadtwerke Augsburg
  • Verbund von repräsentativer Architektur, herausragender Ingenieurskunst und innovativer Hydrotechnik
  • erstes Wasserwerk, das Wassertürme durch Druckkessel ersetzte, was weltweit neue technische Standards und neue Maßstäbe hinsichtlich Qualität und Quantität setzte
  • gegenwärtiger Status als Technikmuseum und Trinkwasserinformationszentrum