Das Kraftwerk an der Wolfzahnau ©Martin Augsburger/Stadt Augsburg
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Kraftwerk an der Wolfzahnau

Das Kraftwerk ist ein eindrucksvoller Bau quer über einen Kanal kurz vor dem Zusammenfluss von Lech und Wertach. Es war 1900 das erste, das zur Stromerzeugung für die Baumwollspinnerei und nicht mehr für den direkten Antrieb gebaut wurde. Seine technische Ausstattung war zuvor auf der Pariser Weltausstellung gezeigt worden.

Baugeschichte und Beschreibung
  • Wasserkraftwerksbau, bis heute in Betrieb, im Landschaftsschutzgebiet Wolfzahnau (Gebiet am Zusammenfluss von Lech und Wertach)
  • Augsburg, zwischen Oberhausen und Firnhaberau; Wolfzahnau 1
  • Kanalaushub (1100 m) ab 1900
  • Inbetriebnahme der ersten Francis-Turbine 1901
  • Fertigstellung des Kraftwerks und Einbau von zwei weiteren Francis-Turbinen 1902
  • Einbau einer Francis-Zwillingsturbine über dem ehemaligen Leerschuss und Aufstellung des Schwungrades von der Pariser Weltausstellung 1913
  • Einbau von hochwassersicheren Generatoren und Kaplan-Turbinen 1969
  • Ingenieure Widmann und Telorac, Architekt möglicherweise Karl Albert Gollwitzer
  • Kraftwerke am Stadtbach, Wolfzahnau und Proviantbach gehörten ursprünglich zur Baumwollspinnerei am Stadtbach
  • Turbinen- und Verwaltungsbau, symmetrischer Baukörper mit drei gleich breiten Feldern
  • Blankziegelbau in rot und gelb mit Lisenengliederung und Rundbogenöffnungen
  • Umspannhaus mit turmartigem Satteldachbau über quadratischem Grundriss mit seitlichen, niedrigeren Anbauten, Blankziegelbau
Das Kraftwerk an der Wolfzahnau aus der Vogelperspektive
Kraftwerk an der Wolfzahnau ©Martin Augsburger/Stadt Augsburg
Kraftwerk an der Wolfzahnau ©Martin Augsburger/Stadt Augsburg
Kraftwerk an der Wolfzahnau ©Martin Augsburger/Stadt Augsburg
Deckenkonstruktion im Kraftwerk an der Wolfzahnau ©Martin Augsburger/Stadt Augsburg
Verwendung und Zweck
  • Wasserkraftwerk der ehemaligen Stadtbachspinnerei (Areal bereits 1867 erworben), dann der Firma Dierig
  • sollte Wasserkraft von Proviantbach und Stadtbach vereinen (Stauwehr aus Beton ab 1900)
  • einsetzende Elektrifizierung der Industriebetriebe, Fernübertragung des Stroms (ab 1891 möglich) machte Umspannung und dadurch ein Transformatorenhaus nötig
  • Floßgasse 1913 zum Leerschuss umgebaut
  • durch den Auslaufkanal fließen 39 Kubikmeter Wasser pro Sekunde
  • technische Ausstattung:
    • 5m hoher Schwungradgenerator von Siemens-Schuckert von 1913 als Schaustück
    • drei Kaplan-Turbinen mit vertikaler Welle
  • Kraftwerk als Objekt des UNESCO-Welterbes steht für:
    • Weiterentwicklung vom kleingewerblichen bis zum industriellen Maßstab
    • Weiterentwicklung vom einfachen Wasserrad zur hocheffektiven Turbine
    • frühe Ablösung der mechanischen Übertragungen der Wasserkräfte in der Region durch die Elektrifizierung
    • frühe Ablösung der ortsnahen Wasserkraftnutzung und Elektrizitätserzeugung durch dezentrale Laufwasserkraftwerke
    • Nutzung regenerativer Energien kommt Umwelt zugute,
    • "Augsburger Tradition“ der Nachhaltigkeit als globales Vorbild
Authentizität und Alleinstellungsmerkmale
  • Fassadensanierung 1997-1998
  • Baudenkmal im Bestzustand erhalten
  • technische Ausstattung teilweise erhalten
  • heutige Nutzung als Wasserkraftwerk, Wohn- und Bürogebäude
  • Energiegewinnung wird heute in das öffentliche Stromnetz gespeist
  • Naturschutzgebiet
  • erstes Kraftwerk im Augsburger Stadtgebiet, das räumlich völlig unabhängig von einem Industriestandort in Betrieb ging
  • zeugt von zunehmender Elektrifizierung der Industrie um 1900
  • Schwungrad als Schaustück deutscher Ingenieurskunst bei Pariser Weltausstellung 1900 (von Baumwollspinnerei am Stadtbach erworben)
  • im Auslaufkanal vereinigen sich alle aus dem Lech gespeisten Kanäle
  • Vermittlung der technischen Entwicklung an einem sehr gut erhaltenen, beispielhaften Wasserkraftwerk