Das Kraftwerk am Stadtbach ©Martin Augsburger/Stadt Augsburg
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Kraftwerk am Stadtbach

Die ersten Augsburger Kraftwerke setzten im Transmissionsbetrieb die Maschinen von Fabriken direkt in Gang. Das Kraftwerk am Stadtbach diente seit 1875 der Baumwollspinnerei, der damals größten Spinnerei im Deutschen Kaiserreich.

Baugeschichte und Beschreibung
  • Wasserkraftwerksbau, bis heute in Betrieb, am Stadtbach auf dem Gelände der Firma MAN Energy Solutions
  • Augsburg, Rechts der Wertach; zwischen Sebastianstraße und Stadtbachstraße
  • Planung zur Regulierung des Stadtbachs 1826
  • Gründung der Baumwollspinnerei am Stadtbach ab 1853
  • Errichtung des Kraftwerks 1873-1875
  • Umbau und Ergänzung um einen Siemens-Schuckert-Generator 1907
  • endgültige Übernahme der Baumwollspinnerei am Stadtbach durch die Firma Dierig 1937
  • Kraftwerke am Stadtbach, Wolfzahnau und Proviantbach gehörten ursprünglich zur Baumwollspinnerei am Stadtbach
  • überwiegend eingeschossiger Massivbau mit Flachdach über winkelförmigem Grundriss
  • östlicher Kopf um ein Geschoss nach unten versetzt (somit Bildung einer Halle über zwei Vollgeschosse)
  • Fassade in vier Felder unterschiedlicher Breite eingeteilt (entspricht Zusammenfluss zweier Kanäle an dieser Stelle, schmalstes Wandfeld über Malvasierbach, zwei über Stadtbach, viertes und breitestes Wandfeld auf Auslaufseite des Kraftwerks)
  • Rundbogenfenster mit gusseisernen Sprossen
  • Sichtmauerwerk aus rotem und gelbem Backstein
Messinstrumente im Kraftwerk am Stadtbach ©Martin Augsburger/Stadt Augsburg
Messinstrumente im Kraftwerk am Stadtbach
Generator im Kraftwerk am Stadtbach ©Martin Augsburger/Stadt Augsburg
Generator im Kraftwerk am Stadtbach
Turbinenrad im Kraftwerk am Stadtbach ©Martin Augsburger/Stadt Augsburg
Turbinenrad im Kraftwerk am Stadtbach
Kraftwerk am Stadtbach ©Martin Augsburger/Stadt Augsburg
Fassade des Kraftwerk am Stadtbach
Verwendung und Zweck
  • Art der Kraftübertragung zur Entstehungszeit bis heute unklar (Transmissionsantrieb oder Generator)
  • drei Einläufe, heute zwei genutzt
  • westlich des Gebäudes Schusskanal (mit Fallhöhe von 3,85 m)
  • Turbinen in Stahlbetonkonstruktion im Kanalbett eingebaut
  • technische Ausstattung:
    • zwei Kaplan-Turbinen mit vertikaler Welle
    • zwei Generatoren der Familie Kössler aus den 1990er Jahren
    • ein Generator der Siemens-Schuckert-Werke von 1907 als Schaustück
  • durch zwei Turbinen fließen heute 16,20 Kubikmeter Wasser pro Sekunde bei einer Fallhöhe von 3,95m, Leistung bis zu 825 PS
  • Kraftwerk als Objekt des UNESCO-Welterbes steht für:
    • Weiterentwicklung vom kleingewerblichen bis zum industriellen Maßstab
    • Weiterentwicklung vom einfachen Wasserrad zur hocheffektiven Turbine
    • frühe Ablösung der mechanischen Übertragungen der Wasserkräfte in der Region durch die Elektrifizierung
    • frühe Ablösung der ortsnahen Wasserkraftnutzung und Elektrizitätserzeugung durch dezentrale Laufwasserkraftwerke
    • Nutzung regenerativer Energien kommt Umwelt zugute,
    • "Augsburger Tradition“ der Nachhaltigkeit als globales Vorbild
Authentizität und Alleinstellungsmerkmale
  • nur Siemens-Schuckert-Generator als Schaustück
  • Bausubstanz dagegen fast vollständig erhalten
  • Energiegewinnung wird heute in das öffentliche Stromnetz gespeist
  • ältestes Kraftwerk der Baumwollspinnerei am Stadtbach, der größten Spinnerei innerhalb des Deutschen Zollvereins
  • Vermittlung der technischen Entwicklung an einem sehr gut erhaltenen, beispielhaften Wasserkraftwerks