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Herkulesbrunnen
Der Herkulesbrunnen wurde 1602 fertiggestellt. Die Gussformen stammen von Adriaen de Vries. Zusammen mit dem Merkurbrunnen zählt er zu den größten Werken, die der Künstler je geschaffen hat. Der Held Herkules erschlägt die Hydra, eine vielköpfige Wasserschlange. Am Brunnenpfeiler tummeln sich Najaden, Tritonen und Gänsewürger.
Baugeschichte und Beschreibung
- Monumentalbrunnen im Stil des späten Manierismus
- Augsburg, Innenstadt, Maximilianstraße (ehemaliger Weinmarkt); Maximilianstraße 65 (auf Höhe des Schaezlerpalais)
- Marmorpfeiler und Bronzefiguren
- ursprünglich öffentlicher Trink- und Laufbrunnen
- seit der Aufstellung des Brunnengitters (Anfang 18. Jhd.) Schaustück, erhaltenes Originalgitter heute entfernt
- Entstehung 1596-1600
- Inbetriebnahme 1602
- Pfeiler erneuert 1826
- Restaurierung und Abguss 1997-1999
- Abguss der Nebenfiguren bis 2002
- Originalbronzen im Maximilianmuseum
- Bildhauer Adriaen de Vries, Gießer Wolfgang Neidhardt
- 3,47 m hohe Bronzefigurengruppe des Herkules mit der Flammenkeule und der siebenköpfigen Hydra, allansichtig
- am zweigeschossigen Brunnenpfeiler in vier Ebenen gestaffelt, jeweils drei nackte, sich waschende lebensgroße Najaden über Muschelbecken
- drei gänsewürgende Eroten mit Attributen Amors
- drei als Tritonen (Wassergottheiten) gedeutete Büsten
- drei Löwenmasken
- drei vergoldete Bronzereliefs am Pfeiler (Szenen der römisch-mythologischen Stadtgeschichte: Gründung der Stadt, Einzug der Stadtgöttin Augusta, Bündnis von Roma und Augusta)
- künstlerische Orientierung an Giambologna
Verwendung und Zweck
- weltweit einzigartige Trias der monumentalen Brunnen bildet eine Einheit, Wasserversorgung erfolgte durch den Kastenturm des Wasserwerks am Roten Tor
- Prachtbrunnen als Vorläufer des umfangreichen „Stadtbauprogramms“ der Stadt Augsburg um 1600 sowie künstlerisch qualitätsvolle Repräsentation des Wassersystems
- Platzierung auf Weinmarkt (zentraler Festplatz der Reichsstadt Augsburg) und goldene Reliefs am Pfeiler machen den Brunnen zur Verherrlichung der Stadtgeschichte und des genius loci Augsburgs
- Spannungsfeld der Tugendideale: mutiger Kampf (Herkules, Hydra) und spielerische Anmut (Najaden), damit eindeutige Interpretation nicht möglich
- Herkules als starker, mutiger Bezwinger des Wassers (Hydra = Wasserschlange) und Sinnbild der hydrologischen Errungenschaften (heroisch-mythologischer „Wasserbaumeister“)
- höfischer Charakter (Herkules üblicherweise als tugendhafte Herrscherallegorie, eigentlich eher üblich an Fürsten- und Königshöfen dieser Zeit), theatralisch, spannungsgeladen und podestüberschreitend
Authentizität und Alleinstellungsmerkmale
- manieristisches Kunstwerk von europäischem Rang, Trias der Prachtbrunnen in dieser Form weltweit einzigartig
- Verherrlichung des Wassers durch sehr teuren Werkstoff Bronze verdeutlicht den Stellenwert der Wassersystems für Augsburg
- Brunnenbronzen im Bestzustand erhalten, Originalbronzen aufgrund von Bedrohung durch Umwelteinflüsse und Vandalismus heute Museumsexponate (dies widerspricht jedoch nicht der UNESCO-Maßgabe der Authentizität)
- regelmäßige Pflege durch die Stadt Augsburg
- Winterschutzabdeckung
- Brunnengitter erhalten, jedoch nicht angebracht