Großer und Kleiner Wasserturm des Wasserwerks am Roten Tor ©Martin Augsburger/Stadt Augsburg
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Wasserwerk am Roten Tor

Das Ensemble mit seinen drei Wassertürmen war von elementarer Wichtigkeit für die Wasserversorgung Augsburgs. Seit dem 15. Jahrhundert versorgte es die Stadt mit Trinkwasser. Seine Pumpsysteme wurden über die Jahrhunderte immer weiter verbessert und waren in ganz Europa bewunderte technische Meisterleistungen.

Baugeschichte und Beschreibung

 

Allgemeines:

  • Anlage mit drei historischen Wassertürmen, Nebengebäuden und Innenhof
  • Augsburg, Innenstadt, Lechviertel – Östliches Ulrichsviertel; Am Roten Tor 1
  • Um-, An- und Aufbauten von 1416 bis ins 19. Jhd., Nutzung bis 1879

Großer Wasserturm:

  • ab 1416 von Brunnenmeister Hans Felber in Holz
  • 1463 gemauert
  • Aufstockung 1669
  • Ausbau und Innenausbau 1764 von Brunnenmeister Caspar Walter
  • Original-Instruktionsgemälde 1753
  • von Kanal des Vorderen Lechs unterflossen
  • quadratischer Unterbau auf den Mauern eines mittelalterlichen Wehrturms
  • mit Eckrustika
  • oktogonaler Aufsatz mit querovalen Öffnungen und abschließender Balustrade
  • Förderhöhe ca. 29 m

Kleiner Wasserturm:

  • 1470 erbaut
  • 1559 und 1672 aufgestockt
  • 1672 und 1744 Innenausbau
  • Wendeltreppe 1744
  • sechs Instruktionsgemälde 1753
  • stuckierte Gewölbedecke 1672 erhalten
  • viergeschossiger quadratischer Unterbau
  • auf den Mauern eines mittelalterlichen Wehrturm
  • mit nordöstlicher Strebemauer
  • zweigeschossiger, sechseckiger Aufsatz mit Putzgliederung und Haube
  • Förderhöhe um 1750: 24,8m
  • um 1817: 29m

Kastenturm:

  • 1599 auf ehemaligem Wehrturm erbaut
  • 1703 Balustrade
  • 1742 Innenausbau
  • an der Ostseite des Heilig-Geist-Spitals, an die Stadtmauer gebauter, halbrunder Unterbau
  • sechseckiger Aufbau mit Balustrade
  • doppelt gewendelte Treppe im Inneren 1742

Aquädukt:

  • über den Rote-Torwall-Graben mit Viadukt (Brückenfunktion)
  • 1777 zweigeschossig in Ziegelstein zu sechs doppelten Bögen gemauert (oben Verkehrsweg zum Stadttor, unten Wasserleitung)

Oberes und Unteres Brunnenmeisterhaus:

  • zweigeschossiger Mansarddachbau mit Zwerchhaus und zweigeschossiger Walmdachbau
  • ehemalige Dienstwohnung und Werkstätte des Brunnenmeisters sowie Lager
  • im Kern 17. Jhd.
  • äußere Erscheinung 18. Jhd.
Wasserwerk am Roten Tor ©Martin Augsburger
Im Aquädukt am Roten Tor
Aquädukt beim Wasserwerk am Roten Tor ©Martin Augsburger/Stadt Augsburg
Das Aquädukt beim Wasserwerk am Roten Tor
Unteres Brunnenmeisterhaus ©Martin Augsburger/Stadt Augsburg
Das Untere Brunnenmeisterhaus im Handwerkerhof
Oberes Brunnenmeisterhaus ©Martin Augsburger/Stadt Augsburg
Das Obere Brunnenmeisterhaus beim Wasserwerk am Roten Tor
Rötelmalereien im Wasserwerk am Roten Tor ©Martin Augsburger/Stadt Augsburg
Rötelmalereien im Wasserwerk am Roten Tor
Die oberste Ebene im Kleinen Wasserturm ©Martin Augsburger/Stadt Augsburg
Die oberste Ebene im Kleinen Wasserturm
Der Handwerkerhof mit Kastenturm ©Martin Augsburger/Stadt Augsburg
Der Handwerkerhof mit Unterem Brunnenmeisterhaus und Kastenturm
Verwendung und Zweck
  • Brunnenwerk übernahm für ca. 460 Jahre (1416-1879) die Trinkwasserversorgung der Stadt Augsburg
  • Zusammenwachsen der einzelnen Bauten zu einer funktionalen Einheit, auch Nutzung des Werkshofs
  • Brunnenwerk am Roten Tor als größtes Brunnenwerk der Reichsstadt Augsburg, dadurch zentrale Rolle im Wassersystem
    • Versorgung der öffentlichen Röhrkästen sowie später der privaten Hausanschlüsse, damit humanitäre bzw. soziale Komponente
    • fortlaufende Umbauten und Effizienzsteigerungen der Brunnenwerke
    • konstante Weiterentwicklung des jahrhundertealten Systems vom mittelalterlich-frühneuzeitlichen bis zu einem protoindustriellen Maßstab und damit Adaption für eine gesteigerte Wasserversorgung
    • Vorführung, Verbreitung und Vermittlung der technischen Entwicklungen (vgl. Modellkammer des Maximilianmuseums sowie Publikationen im Stadtarchiv)
  • inhaltlich mit den drei Prachtbrunnen verbunden (vgl. Kastenturm)
  • thematisch verwandt mit Brunnenwerken am Vogeltor und im Domviertel (ergänzten städtische Wasserversorgung bis 1879)
  • Vorgänger des Trinkwasserwerks am Hochablass (ab 1879)
Authentizität und Alleinstellungsmerkmale
  • Restaurierung 1972-1975
  • Gesamtsanierung 2005-2010
  • heutige Gestalt von 1604
  • heute Nutzung als Kulturpark (u.a. auch Schwäbisches Handwerksmuseum, Freilichtbühne)
  • technische Ausstattung und hölzerne Pumpenhäuser nicht erhalten
  • Dokumente und Modelle größtenteils im Besitz des Stadtarchivs und der Städtischen Kunstsammlungen und Museen
  • ältestes bestehendes Wasserwerk Deutschlands und Mitteleuropas (höchste Wassertürme ihrer Zeit)
  • technische Lösungen durch Entwicklungen aus ganz Europa beeinflusst und in Augsburg weiterentwickelt
  • singuläres Ensemble