Der Merkurbrunnen ©Martin Augsburger/Stadt Augsburg
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Merkurbrunnen

Der Brunnen wurde um 1599 durch den europaweit bedeutsamen Bildhauer Adriaen de Vries geplant. Die Bronzegruppe auf dem Pfeiler im Becken stellt Merkur und zu dessen Füßen Amor dar, der dem Gott des Handels die Sandalen löst. Dies versinnbildlicht den Wunsch und die Gewissheit, dass Merkur in Augsburg bleibt und den blühenden Handel und damit den Wohlstand in der Stadt hält.

Baugeschichte und Beschreibung
  • Monumentalbrunnen im Stil des späten Manierismus
  • Marmorpfeiler
  • Bronzefiguren
  • Orientierung an Giambologna
  • ursprünglich öffentlicher Trink- und Laufbrunnen
  • seit der Aufstellung des Brunnengitters (ca. 1713) Schaustück
  • Augsburg, Innenstadt, Moritzplatz
  • Entstehung 1596-1599
  • Pfeiler erneuert 1752
  • zur Erinnerung daran zwei Rocaillekartuschen am Brunnenpfeiler
  • Sanierung der Bronzen 1996-1997
  • Originalbronzen im Maximilianmuseum seit 2001
  • Bildhauer Adriaen de Vries, Gießer Wolfgang Neidhardt
  • 2,69 m hohe, allansichtige Bronzefigurengruppe des Merkur und des Amor
  • am Brunnenpfeiler je zwei Medusenhäupter, Hundeköpfe und Löwenmasken (Ergänzung) sowie vier Adlerköpfe als Wasserspeier
  • allansichtige Skulptur, dynamische Bewegtheit, aufwärtsstrebende Positur, Kontrapost, figura serpentinata (gewundene „Schlangenlinie“ der Figur)
  • Inschriften auf Nordseite (Stadtpfleger Johann Welser und Oktavian Sekundus Fugger veranlassten 1596 Brunnenbau), Südseite (Stadtpfleger Oktavian Sekundus Fugger und Quirin Rehlinger nahmen Brunnen 1599 entgegen) sowie nachträglich auf allen vier Seiten (Renovierungen)
Merkurbrunnen ©Martin Augsburger/Stadt Augsburg
Merkurbrunnen ©Martin Augsburger/Stadt Augsburg
Verwendung und Zweck
  • römischer Gott des Handels erinnert an antikes Erbe der Stadt und Traditionslinie als Handelsmetropole, Platzierung auf Moritzplatz (zentraler Marktplatz der Reichsstadt Augsburg) am Weberhaus (bedeutende Zunft)
  • sprezzatura (Lässigkeit und Leichtigkeit, welche einen idealen Höfling auszeichnet), Merkur als typischer Darstellung in herrschaftlichen Kontexten (z.B. in Fürstenhöfen), dadurch höfische Formensprache, Themenwahl als öffentliches Denkmal einer Reichsstadt singulär
  • Merkur als Götterbote mit Heroldsstab auch als Symbol von Zivilisation und Frieden, christlicher Tugend und durch Eintracht errungener, wirtschaftlicher Reichtum
  • Amor (kleiner Knabe zu Merkurs Füßen) bindet Sandale, um den wohlstandbringenden Segen des Gottes in der Stadt zu halten
  • Prachtbrunnen als Vorläufer des umfangreichen „Stadtbauprogramms“ der Stadt Augsburg um 1600 sowie künstlerisch qualitätsvolle Repräsentation des Wassersystems
  • weltweit einzigartige Trias der monumentalen Brunnen bildet eine Einheit, Wasserversorgung erfolgte durch den Kastenturm des Wasserwerks am Roten Tor
Authentizität und Alleinstellungsmerkmale
  • Brunnenbronzen im Bestzustand erhalten, Originalbronzen aufgrund von Bedrohung durch Umwelteinflüsse und Vandalismus heute Museumsexponate (dies widerspricht jedoch nicht der UNESCO-Maßgabe der Authentizität)
  • regelmäßige Pflege durch die Stadt Augsburg, Winterschutzabdeckung
  • manieristisches Kunstwerk von europäischem Rang, Trias der Prachtbrunnen in dieser Form weltweit einzigartig
  • Verherrlichung des Wassers durch sehr teuren Werkstoff Bronze verdeutlicht den Stellenwert der Wassersystems für Augsburg