Der Hochablass ©Martin Augsburger/Stadt Augsburg
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Hochablass (Lechwehr)

Der Hochablass steht seit dem (späten) Mittelalter für den Beginn der Augsburger Wasserkraftnutzung. An dieser Wehranlage wird das Wasser für die meisten Kanäle der Stadt abgezweigt. Die heutige Anlage stammt bis auf wenige erneuerte technische Teile von 1911/12.

Baugeschichte und Beschreibung
  • Stauwehr in Stahlbetonkonstruktion, Getriebehäuschen und Glockenturm im Lech
  • zwischen Spickel-Herrenbach und Hochzoll; Oberländer Straße 168
  • direkte räumliche Nähe zum Historischen Trinkwasserwerk am Hochablass und Eiskanal
  • Errichtung 1911/1912
  • Modifizierung und Sanierung 1935, 1970 und 1999-2003
  • 2012-2013 Einbau eines vollständig unter Wasser liegenden Wasserkraftwerks mit zwei Turbinen (versorgt 4000 Haushalte mit Strom)
  • 2017 erneute Sanierungsarbeiten
  • Architekten (der Anlage von 1912) Edward von Hummel, Alfred Kunz, Otto Holzer, Bildhauer Josef Köpf
  • heutige Anlage mit Fußgängersteg
  • steinernen Personifikationen von Flößerei (mit Flößerbeil und Seil, deutet auf die bis zum Ersten Weltkrieg bedeutsame Lechflößerei) und Gewerbe oder Industria (mit Turbinenrad, deutet auf die Rolle des Lechs als Kraftquelle für die Fabriken)
Hochablass (Lechwehr) ©Martin Augsburger/Stadt Augsburg
Nordseite des Hochablasses
Hochablass (Lechwehr) ©Martin Augsburger/Stadt Augsburg
Getriebehäuschen und Glockenturm
Hochablass (Lechwehr) ©Martin Augsburger/Stadt Augsburg
Getriebehäuschen und Glockenturm
Skulpturen am Hochablass
Hochablass (Lechwehr) ©Martin Augsburger/Stadt Augsburg
Südseite des Hochablasses
Verwendung und Zweck
  • Stauwehr zur Einleitung von Flusswasser in die Lechkanäle
  • Wehre am Hochablass seit 1346 schriftlich belegt
  • Nachfolgebau des letzten hölzernen, durch „Jahrhunderthochwasser“ 1910 zerstörten Wehrs
  • Areal seit 18. Jhd. beliebtes, städtisches Naherholungsgebiet, benachbarte Gaststätte 1910 zerstört
  • technischer Aufbau:
    • Aus- und Überlauf des Kuhsees
    • zwei feste Wehre mit 6,3m Fallhöhe
    • drei Wehre mit selbstregulierenden Gegengewichtsklappen
    • 20m langes Walzenwehr mit Verschlusshöhe von 3m (= Grundablass des Wehrs, um Kies (Geschiebe) abzulassen)
    • 12m langes Wehr mit Doppelschütz (Verschlusshöhe 2,5m, Durchlass von bis zu 55 Kubikmeter Wasser pro Sekunde, separate Regulierung der Ober- und Unterströmung durch Zweiteilung)
    • Wehr mit Fischbauchklappe zur Feinregulierung des Oberwasserstandes
    • Fischtreppe und Kiesschleuse mit Doppelschütz
    • ab 2013 neues, vollständig unter Wasser liegendes Wasserkraftwerk an der Ostseite
  • Hochablass und dessen Stauwehr ermöglichte Ableitung aller Lechkanäle
    • Führung dieser Kanäle in die Stadt Augsburg ermöglichte die innovative Hebung von Quellwasser durch das Brauchwasser aus dem Lech und dadurch die kostenfreie, öffentliche Trinkwasserversorgung der ganzen Stadt
    • Kanäle wurden zur Verteidigung genutzt (Stadtgraben)
    • Kanäle führten durch das Lechviertel (Lechkanäle der Altstadt als offizielles Objekt) und erlaubten intensive Nutzung durch Mühlräder und dadurch Aufblühen von Gewerbe und Handel sowie wirtschaftlicher Aufstieg der Stadt
    • Kanäle zur Abwasser- oder Abfallentsorgung genutzt
    • Lechkanal führte unter der bis 1609 von Elias Holl errichteten Stadtmetzg, diese diente als Kühlung und Abfallentsorgung
  • zentrale Rolle des Hochablasses im Wassersystem, inhaltlich mit allen Objekten verbunden, direkte räumliche Nähe zum Historischen Trinkwasserwerk am Hochablass, der Kanustrecke am Eiskanal sowie des Galgenablass
Authentizität und Alleinstellungsmerkmale
  • Stauwehr weitgehend erhalten, Erscheinungsbild entspricht im Wesentlichen dem Zustand von 1912, bauliche Veränderungen 1930er, 1970er, 2012-2013 sowie Sanierung 2017
  • fällt unter Wasserhaushaltsgesetz und Bayerisches Wassergesetz, laufender Unterhalt durch das Tiefbauamt Augsburg (Abt. Wasser- und Brückenbau)
  • Schlüsselbauwerk der Augsburger Wasserwirtschaft, Ursprung aller Kanäle und damit verbunden des Wasserreichtums