2
Lechkanäle
Seit dem Mittelalter liefern die Kanäle Brauchwasser und Energie. Erstmals erwähnt sind sie im Stadtrecht von 1276. Sie waren unverzichtbar für die Wasserversorgung der vielen Handwerksbetriebe, die mit Mühlrädern ihre Maschinen antrieben, und später für die Fabriken und die Stromerzeugung.
Baugeschichte und Beschreibung
- historisches Kanalsystem, größtenteils gespeist aus Lechanstich bei Hochablass, außer dem Vorderen Lech, der sein Wasser aus dem Lochbach bekommt, welcher bereits an der Lechstaustufe 22 ausgeleitet wird
- im Bereich der Altstadt aus vier Kanälen bestehend
- Augsburg, Innenstadt, Ulrichsviertel und Lechviertel
- unterhalb der charakteristischen Schotterhochterrasse, Nord-Süd-Ausrichtung (zwischen der Roten-Tor-Anlage im Süden und dem Brunnenturm am Mauerberg im Norden)
- bereits in römischer Zeit waren Kanäle vorhanden (z.B. Brauchwasserkanal von der Singold)
- Errichtung und Erweiterung der Kanäle im Lechviertel ab dem frühen Mittelalter (7.-8. Jhd. n. Chr.), im Stadtrechtbuch von 1276 erstmals schriftlich und namentlich belegt, ständiger Ausbau bis 1907, Mitte des 20. Jahrhunderts schrittweise Abdeckung zugunsten einer "autogerechten Innenstadt", Wiederaufdeckung der Altstadtkanäle im Zuge von Maßnahmen der Städtebauförderung ca. 1970-1980
- ständiger Aus- und Umbau, Überformung und Renovierung
- zum „Objekt Lechkanäle“ gehören Vorderer Lech, Schwallech, Mittlerer Lech, Hinterer Lech, Stadtgraben, Innerer Stadtgraben, Stadtbach und Brunnenmeisterbach
- andere Wasserläufe lediglich Teil des Nominierungsgebietes, gesamtes System aller 29 Lechkanäle mit einer Gesamtlänge von 77 km zieht sich mit einem Gefälle von 29 Metern durch das gesamte Stadtgebiet
Verwendung und Zweck
- ehemalige Werkkanäle der Stadt Augsburg, Nutzung des Treibwassers bis ins 20. Jhd. mittels Wasserräder, alljährliche Bachabkehr (Wasserablass und Reinigung)
- Nutzung: Kraftübertragung für verschiedenste Maschinen unterschiedlichster Gewerbe (Mühlen, Verarbeitung von Holz, Metall, Textilien, Nutzung in Färbereien, Gerbereien oder in der Papierherstellung, Wasserhebung in den Wassertürmen oder Abwasserentsorgung)
- über Jahrhunderte gewachsenes, ausgeklügeltes System der Wasserführung und –nutzung, geprägt von ständigem Wandel, Ausbau, Renovierungen, etc.
- einige Kanäle (z.B. Stadtbach) auch artenreiche Naturräume
- Lechkanäle der Altstadt als zentrales Charakteristikum in der Geschichte und Entwicklung der Stadt Augsburg
- Kanäle führten durch das Lechviertel und erlaubten intensive Nutzung durch Mühlräder, dadurch Aufblühen von Gewerbe und Handel sowie wirtschaftlicher Aufstieg der Stadt
- Kanäle wurden u.a. zur Verteidigung (Stadtgraben) und zur Abwasser- oder Abfallentsorgung genutzt
- Lechkanal führte unter der bis 1609 von Elias Holl errichteten Stadtmetzg (offizielles Objekt), diente als Kühlung und Abfallentsorgung
- inhaltlich eng mit der Stadtmetzg verbunden, Lechkanäle hoben in den drei Brunnenwerken der Altstadt das Trinkwasser und versorgten u.a. auch die drei Prachtbrunnen
Authentizität und Alleinstellungsmerkmale
- zentrales Element der Augsburger Wasserwirtschaft, hohe Bedeutung für mittelalterliche und frühneuzeitliche Wirtschaft und Wohlstand der Stadt, kontinuierliche Entwicklung als Lieferant von Wasser und Wasserkraft
- weitgehender Originalzustand, unter Ensembleschutz (nach Bayerischem Denkmalschutzgesetz), jedoch oft überbaut und umgebaut
- nur teilweise zugänglich, fortlaufende Begehungen und Untersuchungen der historischen Substanz und deren Zustand durch das Bayerische Landesamt für Denkmalpflege
- laufender Unterhalt und Reinigung durch das Tiefbauamt der Stadt Augsburg, System fällt unter Wasserhaushaltsgesetz und Bayerisches Wassergesetz